Über Mantelwellendrosseln habe ich ich hier schon öfter geäußert.
Dabei ging es immer nur um Funkentstörung oder die Frage wie man definiert, das nur das als Antenne wirkt, was auch dafür bestimmt ist.
Man kann mit Mantelwellendrosseln aber auch Hochfrequenz-Transformatoren mit hervorragenden Eigenschaften bauen.
Anlass für die hier beschriebenen Überlegungen war, dass mir der Balum meiner uralten FD-4 reichlich suspekt erschien.
Ich brauchte deshalb einen neuen 1:4-Balun für diese Windom-Antenne.
Mantelwellendrosseln genauer betrachtet
Gewöhnlich denken wir nur über die Grundfunktion einer Mantelwellendrossel nach:
Wir wickeln das Antennenkabel usw. ein paar mal durch einen Ferritringkern,
damit auf der Außenseite des Kabels keine unsymmetrischen Strome fließen,
denn unsymmetrische Wechselströme strahlen elektromagnetische Strahlung ab.
Das bedeutet, genauer betrachtet, aber auch, dass zwischen Eingangs- und Ausgangsseite Spannungen bestehen können,
ohne dass wesentliche Ströme fließen. Anders ausgedrückt: Ein- und Ausgang einer Mantelwellendrossel sind potentialfrei.
Oder: Man kann die Spannungen von Ein- und Ausgang einfach addieren, als ob das zwei Batterien wären!
Das habe ich auf der oben genannten Seite schon einmal beschrieben. Von da stammt auch die Zeichnung rechts.
Nach gängiger Nomenklatur werden solche Transformationsglieder nach dem Impedanzverhältnis benannt.
Eine Spannungsverdopplung entspricht einer Vervierfachung der Impedanz. Deshalb ist das ein 1:4-Balun.
Ein 1:4-Balun für eine Windom-Antenne
Für den Windom-Balun wählte ich ein Konzept, da auf den ersten Blick aufwändiger erscheint:
Ich schaltete zwei Mantelwellendrosseln am Eingang parallel und am Ausgang in Serie.
Im Gegensatz zur Schaltung von oben funktioniert diese Konstruktion auch weiter noch als Mantelwellendrossel.
Eine Windom wird eben nicht im Spannungsknoten gespeist, so dass die Mantelwellendrosseln hier besonders gefordert werden.
Ich verwende deshalb zusätzlich noch eine Mantelwellendrossel aus RG-58 auf dem Speisekabel, wie ich sie hier schon vielfach gezeigt habe.
Für meinen Einsatzzweck muss der Balun weder die Zugkraft der Antenne aushalten noch vollständig wasserfest sein.
Deshalb habe ich ein Gehäuse aus der Bastelkiste benutzt. Rechts und links werden die beiden Antennenäste angeschlossen.
Wäre das Gehäuse dicker gewesen, hätte ich die beiden Ringkerne aufeinander gelegt und so die Verbindungen
kürzer machen können. Wie wir noch ehen werden, ist das bei einer NVIS-Antenne für 80m und 40m aber nicht das Problem.
Auch hätte ich über die Koaxbuchse noch einen Kondensator einlöten können, der den induktiven Blindanteil kompensiert.
Im Detailbild sieht man die wesentlichen Verbindungen: An der SO-Buchse sind jeweils die roten und die blauen Drähte
angeschlossen. Auf der Antennenseite ist der rote Draht der einen Mantelwellendrossel mit dem blauen Draht der anderen verbunden.
Auch wenn das Foto erst mal so aussieht, als ob ich da zwei Transformatoren eingebaut hätte:
Diese Schaltung funktioniert völlig anders.
Bei einem Transformator wandelt man zunächst mit der Primärwicklung elektrische Energie im magnetische Energie um,
um den Vorgang in der Sekundärwicklung wieder umzukehren.
Dabei kann man das Wicklungsverhältnis ändern und so ein beliebiges Übersetzungsverhältnis erzeugen.
So funktionieren auch die ganzen Baluns, die man gewöhnlich für endgespeiste Antennen benutzt.
Die beiden Ringkerne haben in diesem Fall aber die Aufgabe, Magnetfelder nach Möglichkeit zu unterdrücken.
ich mache mir hier über die Verluste des Ferritmaterials auch keine Gedanken – im Gegenteil:
Optimal ist die Mischung aus hohem AL-Wert und geringer Güte des Ferritmaterials,
denn so werden Resonanzeffekte wirksam unterdrückt.
Betrachten wir zuletzt noch die technischen Daten dieses Baluns.
Bedingt durch den Aufbau sind die Drähte ziemlich lang,
zudem habe ich auf einen Kompensationskondensator verzichtet –
oberhalb von 7,2 MHz werde ich die Antenne sowieso kaum einsetzen.
Dafür tut es das Teil hervorragend!
Der Wirkwiderstand liegt etwas über 50 Ω,
weil ich einen 220-Ω-Widerstand aus der Bastelkiste als Abschluss verwendete.
(Messmittel: Mini-VNA, Android-App Blue VNA)
Verweise
Im Internet gibt es zahllose Texte zum Thema. Typischer Suchbegriff: "Guanella balun".
Die Bibel zum Thema ist das Buch Transmission Line Transformers von Jerry Sevick (W2FMI, sk),
dessen 4. Auflage ich besitze.
Die 5. Auflage gibt es z.B. bei Amazon unter dem Titel
Sevick's Transmission Line Transformers: Theory and practice (Electromagnetic Waves).
Zwei Warnungen dazu: Das Buch ist sehr teuer und teilweise nur nach einem Ingenieurstudium zu ververstehen.
Es gibt aber genug Kochrezepte darin, die man leicht nachbauen kann.
Das ist eine Technik, die ausdrücklich funktionieren will.
Bislang kam ich stets ans Ziel, wenn ich Material aus der Bastelkiste nahm, oft ohne konkrete technische Daten,
und meine bisherigen Erfahrungen nutzte. Das hier gezeigte Beispiel funktionierte auf Anhieb.
|